Dienstag, Mai 31, 2016

Elbsirenen – Morinos erster Fall von Jelka Dieckens

(Un)heilige Schlagerwelt


Kriminaloberkommissar Francesco Morino und Kriminalkommissarin Bea Hinrichs von der Polizei Hamburg ermitteln im Fall des tot aufgefundenen Schlagerstars Harald Menke AKA Harry. Schnell wird dem Ermittlerteam klar, dass lediglich die zahlreichen Fans um den Sänger trauern. Im Familien- und Bekanntenkreis sowie unter Kollegen wird unumwunden zugegeben, dass niemand wirklich in Trauer um Harry weint. Einzig die Schwester der Ehefrau seines Bruders scheint die Ausnahme zu sein, denn sie ist völlig aufgelöst. Alle Befragten berichten von dem unangenehmen Zeitgenossen, der keinen Zwist ausgelassen hat und immer wieder anderen schaden wollte, solange er einen Nutzen für sich daraus ziehen konnte. Der Kreis der Verdächtigen ist somit groß und die Suche nach dem Täter nicht die leichteste. Zudem ist im Beginn der Recherchen noch unklar, ob Harry tatsächlich ermordet wurde, oder ob es sich um Totschlag handelt. Francesco und Bea müssen tiefer in die Schlagerwelt hinein tauchen und das Business verstehen lernen als es den beiden lieb ist.



Der Autorin Jelka Dieckens ist mit ihrem Krimidebüt ein hochspannendes Werk aus der gar nicht so heilen Schlagerwelt geglückt. Die erste Geschichte über das neue Kommissarduo enthält alles, was man von einem hervorragenden Kriminalroman erwartet: Dramatik, verschlungene Wege, viele Verdächtige, unklare Verhältnisse, der Mörder oder die Mörderin lange Zeit verborgen. Die Charaktere hat Jelka Dierckens allesamt auf unfassbare Weise lebhaft und glaubwürdig entworfen, ihr Zusammenspiel ist mustergültig. Die Schreibweise der Autorin, ihre Sprache und das Tempo im Roman sind bemerkenswert und mitreißend. Die Dialoge sind authentisch und leibhaftig. Besonders gut hat mir gefallen, dass dieses Ermittlerteam auch ein durchaus gesundes, erotisches Privatleben besitzt. Morino liebt es unverbindlich und hat so manches erotische Gastspiel. Während seine berufliche Partnerin Hinrichs in einer für sie aufreibenden Beziehung feststeckt. Schön ist hierbei der Konflikt der jungen Frau herausgearbeitet.

Nur zu gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es weiter an alle Krimileser. Eine Liebe zu Hamburg ist für das Lesen dieses Regiokrimis nicht erforderlich, doch könnte es durchaus sein, dass sie sich ungewollt entwickelt, denn Jelka Dieckens hat die Stadt wunderbar getroffen. Ich selbst erwarte nun hibbelig den zweiten Band um Francesco Morino und Bea Hinrichs.